
Kila kitu kinaweza kuwa hapo? – Alles darf da sein?
Es könnte so schön sein. Ich könnte doch einfach akzeptieren, dass ich die Gefühle habe, die ich habe. Ich könnte annehmen, dass jede Menge widerstreitende Gefühle und gegensätzliche Gefühle kurz nacheinander oder sogar gleichzeitig in mir klingen. Aber das klingt leichter, als es ist. Denn ich habe ja gelernt, das ist gute und schlechte Gefühle gibt. Angenehm und unangenehme. Solche die ich suche, solche die ich vermeide.
Und dieser Umgang mit Gefühlen macht es schwer, einfach nur in der Gegenwart meiner Gefühle still zu sein.
Ich denke an einen der Propheten ich weiß nicht gerade ob es Jesaja oder Jeremia war, die sagten wenn ihr stille würdet und lauschtet dann würdet ihr klug werden oder so ähnlich.

Jedenfalls so, dass Gott in seiner Freundlichkeit erfahrbar ist, wenn wir mal ein bisschen leiser werden. Oder wir vielleicht auch wieder Anschluss an unsere Lebendigkeit bekommen, wenn man Gott aus der Sache rauslassen wollen würde.
Nach innen lauschen. Neugierig und ohne Plan. Das ist eine Riesen Aufgabe. Und ich merke wie oft ich hier zu Handy greife, mir über kleine Filmchen auf Facebook oder dieses komische Tetris ähnliche Spiel meine Innenantennen ausschalte. Ich habe Mühe, mich dafür nicht zu entwerten. Ich bin doch jetzt hier, um zu fühlen.
Gleichzeitig gibt es eine Scheu vor dem, was ich fühlen könnte, wenn ich wirklich stille wäre.
Und weil gefühlt alles so nah beieinander ist und übereinander und untereinander und durcheinander, ist es auch da vermutlich wichtig, eine richtige Dosis zu finden. Ich versuche mich nicht dafür zu entwerten, wenn ich mir einen Abend lustige Torsten Sträter Videos angucke.
Und ich versuche auch gut zu dosieren, wie viel abendliches beieinander sein in der Bezugsgruppe ich jeweils vertrage. Oft treffen wir uns zur letzten „Fütterung“ abends um 8 Uhr noch auf ein Stück Obst und einen Tee oder Kakao. Wenn dann im lautesten Fall 60-80 Patienten im Raum sind, ist mir das oft sehr anstrengend. Und ich will immer wieder neu herausfinden, ob ich jetzt Kontakt zu anderen haben kann und haben will, oder ob es mir heute zu viel ist. Manchmal sitzen wir dann aber auch noch zu zweit oder dritt etwas später beisammen und es kommt zu tiefen Unterhaltungen.
Ich kriege das ganz gut hin, hier nicht die Pastorin und Seelsorgerin raushängen zu lassen. Gleichzeitig ist die Deformation professionelle, dass mir bestimmte oberflächliche Gespräche absolut langweilig sind auf den Keks gehen auch nie weit weg. Und ich merke das Mitgefühl mit Menschen und Neugier auf Sie auch ein Teil meines Wesens sind.
Es ist, wie wir in der telefonseelsorge Ausbildung oft zu Beginn vorhersagen, eine der Nebenwirkungen dieser Ausbildung, dass man Smalltalk schlechter erträgt. Aber natürlich haben auch andere Leute ihre Techniken, um zu viel Tiefe und zu vielen Gefühlen zu entgehen. Manchmal mit Geplapper. Und dann bin ich wieder in meinem mich „anders“ fühlen und gegebenenfalls nicht wirklich in Kontakt kommen. Da kann ich mich dann auch für entwerten. Oder die anderen. Oder stille sein und einfach innerlich beobachten, was dann passiert. Ich merke, dass die inneren unsicheren Zwiegespräche inzwischen weniger geworden sind. Dass das Gefühl, dazu zu gehören, nicht mehr so sehr davon abhängt, ob ich in jedem Augenblick mit allen in Kontakt komme. Ich merke, dass ich öfter einfach nur da bin, nicht automatisch in die Falle der Bewertung tappe. Mich sicherer fühle, als das vorher der Fall war. Und dann regulieren sich auch die Gefühle anscheinend anders. Dann kommt weniger Not auf.
Zugleich merke ich in diesem stille sein mit mir selber, dass ich manchmal meine Gefühle mir selbst entziehen. Dann gibt es so einen diffuses Wirrwar in mir, dass ich überhaupt erst auflöst und klarer wird, wenn ich mit einem freundlichen Menschen Kontakt habe. Darum bin ich hier so dankbar für die Begleitung, die ich ja von lieben Menschen aus meinem eigenen echten Leben erfahre. Da habe ich eine Sicherheit, die sich in dieser doch etwas künstlichen therapeutischen Gemeinschaft, die aus Menschen besteht, die selbst gerade an sehr unterschiedlichen Stellen auf ihrem eigenen Weg und in ihrem eigenen Prozess sind, nicht in gleicher Weise einstellt. Kontinuierlich sind das nur wenige ausgewählte, aber immer wieder eben auch einzelne Kontakte, die das Leben und der liebe Gott mir anscheinend genau zur richtigen Zeit schicken, damit ich in der Sicherheit dieser vertrauten Beziehung mich trauen kann, wirklich zu fühlen was gerade da ist.
Und dann geht dann die Luzie manchmal ganz schön ab. Gestern war so ein Tag, (Montag, 11.11. ) wo ich schon mit so einem diffusen Gefühl emotionaler Verstopfung wach geworden bin. Vielleicht hat das schon angefangen damit, dass ich am Vortag sehr ambivalent war und dann letztendlich nicht mehr Kontakt mit meinem Ehe gespons aufgenommen hab. Da hat die unsichere Seite über die sehnsüchtige Seite gewonnen gehabt. Vielleicht auch, weil ich die Sorge hatte, dass wir trotz Gespräch nicht wirklich in Kontakt kommen würden. Das ist manchmal so. Und auch oft gar nicht schlimm. Dann bleibt es halt auch bei ein bisschen erzählen, wie der Tag gerade so läuft. Aber es gab wohl eine kleine Einsamkeit, die echtes gesehen werden gebraucht hätte und sich nicht getraut hat, den Wunsch danach einfach in die Welt zu schicken, bzw zum Liebsten.
Jedenfalls war das dann gestern morgen schon seltsam, als wäre ich ausgeschaltet, aber irgendwo ganz tief drin dudelt doch ein Radio mit einer Mischung aus Herzschmerz-Musik und heavy Metal.
Und dann noch den ganzen Tag Ergotherapie also die hiesige Variante von Kunst therapie. Und als Thema ein Text zur „Entscheidung für neue Wege,“ der sinngemäß mit dem Satz endete „da wo die Angst ist, ist der Weg“
Da war dann ganz schnell der Frust da, dass ich diese Angst ja so stark verdränge. Und das Gefühl, dass ich wirklich eine Entscheidung treffen muss, gegen bestimmte Essverhalten, gegen meine Lust auf Fett in Form von Butter und Mayonnaise. Und dass ich mich 100 Jahre mit meinen inneren Kindern beschäftigen kann, solange die Erwachsene nicht entscheidet, dass sie bestimmtes Verhalten nicht mehr praktiziert, wird das alles nicht wirklich was nützen gegen die körperliche Schwere.
Dabei merke ich hier in der aquafitness, wie viel Freude ich an Bewegung habe, wenn ich die nicht mit den 130 kg lebendgewicht ausführen muss. Wie viel Spaß das machen kann, mit anderen irgendwelche Hantelübungen im Wasser zu machen oder beim Versuch, jetzt mal die Beine nicht auf dem Boden zu lassen, glorreich zu scheitern und dabei abzusaufen.
Wenn ich also das mehr will, muss ich was anderes verabschieden. Und in mir bäumt sich die ganze Wut meines inneren Teenagers auf die Welt, auf sich selbst und auf mich dagegen auf. „Ich lasse mir beim Essen nicht reinreden“hat die 14-Jährige Carmen irgendwann entschieden. Damals war der große Bruder zum zweiten Mal lebensbedrohlich erkrankt. Wieder war alles im Notfallmodus. Wieder war kein Raum für eine gute Begleitung in diesen schwierigen Veränderungsphasen. Sondern eher Entwertung im Hinblick aufs Aussehen. Wenn mein Vater von meinem Elefantenarsch sprach, war das bestimmt nicht liebevoll gemeint. Und hat mein Körperverhältnis zu mir nicht leichter gemacht. Und das alles in dieser Atmosphäre, wo wie ein Double Bind das Essen wieder mal der Kleber war der uns zusammengebunden hat, während sprechen und Austausch miteinander sonst nicht ging.

Ich glaube damals habe ich 14-Jährige entschieden, okay, ich passe mich jetzt an und bin weiter unauffällig, ich grenze mich nicht pubertär von meinen Eltern ab. Ich war auch meistens ziemlich brav und war mehr in meinen Büchern verschwunden und mit meinen Kaninchen beschäftigt, als mich mit Freundinnen zu treffen oder Jugend hinterher zu schmachten. Aber gleichzeitig bin ich von moppelig zu dick geworden, habe meine ersten Diäten ausprobiert (spannenderweise als Wette mit einem Angestellten meiner Eltern) und unbewusst meiner Auflehnung gegen meine Eltern dann über das Essen geregelt… Die ganze Wut, die da war, hat sich im Essverhalten gegen mich selbst gewendet. Wie perfide diese Lösung war, merke ich jetzt, wo sich diese Teenager Stimme in mir noch nicht mal von mir was sagen lässt. Und ich erstmal Raum brauche, damit diese Wut endlich rauskommt.

Aber wie gesagt, wenn ich jetzt erwachsen etwas entscheide, was mir insgesamt das Leben leichter machen soll, zahlt wieder die innere 14-Jährige den Preis. Weil sie lernen darf, dass es ist total ungerecht ist, wenn sie ihre Wut gegen sich selbst wendet, indem sie zu viel isst. Dass die Wut einen Ausdruck braucht. Und weil 14-Jährige ja sowieso total unsicher sind, lässt das die Wut heute noch mal richtig aufheulen. Das fühlt sich an, als würde die Sehnsucht nach dem Neuen mit der Wut ringen und mit der Traurigkeit darüber, dass es gewesen ist wie es gewesen ist.

Und ich kann verstehen dass ich mich erstmal in die emotionale Verstopfung rette, um diesen Wust nicht gleichzeitig in mir zu fühlen. Ich bin mir dankbar, dass ich stille geworden bin. Und freundliche Stimmen von außen mir erlaubt haben, mich sicher genug zu fühlen, um dann auszuhalten dass gerade da ist, was da ist.
Ich konnte in der Kunst eine Skulptur dazu machen. (Trocknet noch, darum kein Bild davon, sondern die Figur, die das Baby endlich sicher trägt)


Und war dann in der Austauschrunde über die jeweiligen Bilder der anderen so berührt von deren Prozessen, dass ich mich nicht in der Teenager Wut verhakt habe, sondern mir wünschen konnte, meine Skulptur nicht zu erklären sondern die anderen gucken zu lassen. Und zu merken, was sie alles sehen auch über das hinaus, was ich mir so gedacht habe. Da konnte dann der Schmerz da sein über dieses Gefühl, sich verlassen zu haben und die Unsicherheit, wie ich denn wirklich zu mir stehen kann, damit die Mauer aus Fett nicht mehr nötig ist. Ich konnte mich damit zumuten und so viele meiner Mit-Patientinnen sind mit ihren Geschichten in Resonanz gegangen. Da war viel Schmerz, aber im Teilen des Schmerzes auch eine Linderung des Leids. Weil wir damit jeweils nicht allein sind obwohl wir das so lange geglaubt haben. Ich glaube das war ein ganz großer tiefer Heilungsraum. Mega anstrengend. Heftig intensiv und gleichzeitig der Weg, wo es sich verändern kann.

Wenn alles da sein darf, wird es sich verwandeln. Dann kommt die Güte dazu, die Annahme, das es war, wie es war und wir damit leben müssen. Und dass es sich verändern kann, wenn wir unsere Möglichkeiten ergreifen und uns zutrauen, das Veränderung möglich ist. Auch das ist eine Entscheidung. Wenn ich wähle, dann wähle ich zu wählen. Wenn ich nicht wähle, wählt man für mich. Wenn möglich packe ich euch das Lied von meinem Künstlerinnen Patenkind Judith hier auch noch rein. Es hilft mir gerade sehr. Und das Ende bleibt offen.
Nachtrag. Heute ist Mittwoch. Das Leben ist wirklich eine heftige Achterbahn. Montag emotionales Chaos, gestern innerer Frieden, als säße ich in meiner Buddha-Präsenz, heute eine tiefe Traurigkeit darüber, dass es so ist wie es ist. Und die Erkenntnis, ich brauche das Leid der anderen nicht zu tragen (nicht das der Menschen, denen ich mich seelsorglich zur Verfügung stelle, aber auch nicht das, was ich mir als Kind aus Liebe irgendwie zu mir gezogen habe, was aber eigentlich der Schmerz meiner Eltern und Großeltern ist).
Es ist ungerecht, dass ich das alles abbekommen habe und verinnerlicht habe, darüber darf ich wütend und traurig sein. Gleichzeitig in mir die Frage, ob ich von Jesu Hingabe an das Leben und seiner Bereitschaft, gegen die Angst, gegen die Wut, gegen die Pläne der Menschen, die Macht über ihn hatten, nicht zu kämpfen, sondern sich sogar all dem hinzugeben bis zum Tod, vielleicht lernen könnte, dass im annehmen hinter dem Schmerz das neue Leben wartet. Fühlt sich gerade total unsicher an. Aber auch hoffnungsfroh.

Liebe Carmen, ich habe mich gestern abend schon darauf gefreut, heute auf einer neuen „Sufr-Welle“ mit dabei zu sein, und habe deinen Beitrag jetzt gelesen. Es ist (-ich wiederhole mich-) eine Bereicherung, und die Botschaft, die ich aus deinem beitrag lese und mitnehme, liegt für mich in dem kleinen Wort „dürfen“. Dürfen im Sinne von akzeptieren und annenehmen. Das wirkt sehr entlastend und befreiend… Kein Leistungsanspruch, kein Sich Anstrengen für oder um zu… Es darf so sein, ich darf so sein, die Welt und meine Mitmenschen dürfen so sein, mit allen Unwägbarkeiten und Schattenseiten.. So sein dürfen.. Eine Erlaubnis, die man sich selbst aussprechen darf. Deine Kunstwerke wirken auf mich sehr KRAFT – VOLL. 🙂
Ich danke dir sehr fürs Teilen und fürs Mitnehmen und sende dir auf diesem Wege ganz liebe Grüße! Olga