Kuzaliwa mwanadamu… – als Mensch geboren werden

Kuzaliwa mwanadamu… – als Mensch geboren werden

27. Dezember 2024 0 Von Carmikahindo

Mensch werden …

Verletzlich und angewiesen,

Völlig unfertig und voller Möglichkeiten

Ohne jedes Wissen darüber, wie die Welt funktionieren könnte…

Noch fast blind und mit empfindlichen Ohren, nur mit dem richtigen Riecher auf der Suche nach dem Duft der Muttermilch

Tastend, suchend, aber mit dem tiefen wissen, wo die Quelle deines Lebens sprudelt.

Ganz und gar weich und verletzlich.

Zart und gezeichnet von der mächtigen Anstrengung der Geburt

Wer wird dich wiegen Menschenkind?

Wer wird dir zeigen, wie Leben geht?

Mit wem wirst du lachen?

Wen wirst du fürchten lernen?

Woran wirst du leiden und wen wirst du lieben?

Eigentlich ganz unpassend

Mitten in einem Verwaltungsvorgang kaiserlichen Ursprungs

Überkommt deine Mutter die Zeit der Niederkunft.

How inconvenient …

Doch was soll’s, das ist wie es ist, jetzt will das Kind geboren werden.

Das fragt nicht nach Sicherheit oder dem richtigen Ort.

Das will raus ins Leben.

In sein Jetzt.

Keine Macht der Welt könnte es zurückhalten.

Es will in die Welt kommen.

Und es wird kommen.

Und wird willkommen geheißen mit dem was da ist. Etwas Stoff für eine Windel, eine improvisierte Wiege, zwei sehr ungleiche Eltern, die beide auf ihre Weise wie die Jungfrau zum Kinde gekommen sind

Die Teenager Mutter und der ewige Josef, der Patchwork Vater, von dem so wenig erzählt wird.

Und das klingt alles ganz pragmatisch, es geschieht was jetzt dran ist. Irgendjemand findet eine Lösung für die Herausforderungen des Augenblicks.

Ob das friedlich war?

Ob Josef bereit war für diese Vaterschaft?

Ob Maria nicht gehofft hat, das Kind möge in sicheren Verhältnissen auf die Welt kommen und bei jedem Eselsstoß befürchtet hat, gleich kommen die Wehen…

Und wenn Gott selber wirklich seine Finger im Spiel hatte bei dieser Empfängnis, bei dieser Zeugung, bei dieser Geburt,

Wenn er sich eingelassen hat, sich so klein zu machen, dass er in das Samenkorn eines menschlichen Spermiums hineinpasst, das mit der Eizelle heranwächst zu diesem Wunder an Lebensmöglichkeiten, die ein Menschenkind ist, dann ist Gott so groß, dass er auf jede Größe verzichten kann. 

Dann ist er so voller Vertrauen, dass er keinen Plan braucht sondern sich Sekunde für Sekunde Schritt für Schritt und Moment für Moment auf das Abenteuer Mensch-Sein einlässt. 

Im Falle Gottes könnte man sogar sagen er ist voller Selbstvertrauen, was in seinem Fall ja sogar Gottvertrauen ist.

Wenn Gott tatsächlich in Fleisch und Blut zur Welt gekommen ist, mit Schreien und Schweiß und Tränen und Blut, dann kommt er in jedem Augenblick neu zur Welt, wo ein Menschenkind aus seiner Mutter in die Welt geworfen wird.

Dann ist da jedes Mal die Fülle an Lebensmöglichkeiten, die angewiesen ist, die verletzlich ist, die Menschen braucht, für die es das wunderbarste Baby auf der Welt ist. Damit es wachsen kann und gedeihen, damit sein Vertrauen ins Leben, in sich selbst und die anderen wachsen darf. Damit es sicher ist in dieser unsicheren Welt, weil es nicht alleine ist. Weil da welche sind,  die sich kümmern, die liebevoll sind. Und die ihm das beste Leben wünschen, was es kriegen kann.

Wie tief das Vertrauen in diesem Menschenkind, in diesem Gotteskind ist,   kann keiner vorher sagen.

In dem Weihnachtsbaby, dass wir jedes Jahr erinnern, war dieses Vertrauen wohl zutiefst eingepflanzt.

Vertrauen ins Leben, Vertrauen in einen väterlich- mütterlichen Gott, Vertrauen, die ihn alle Unsicherheiten hat durchschreiten lassen.

Zumindest erzählen die Zeugen des Glaubens das so, aber hinterher ist man ja immer schlauer.

Vielleicht war das Leben für den kleinen Jesus ja genauso ein unsicheres Abenteuer wie für dich und für mich.

Vielleicht gab es in seiner Familie auch Zoff, und Stress mit den Geschwistern.

Vielleicht hatte er das Gefühl, keiner versteht mich so richtig von meiner Familie. Oder Sie wollen ihn anders haben. Vielleicht hatte Josef auch seinen zweitgeborenen viel lieber, weil der ja sein erstgeborener war…

Wer weiß, welche Herausforderungen dieses Menschenkind meistern musste, um seine Kindheit zu überleben. Aber er hat geschafft, immer wieder in die Liebe zurückzukommen oder drin zu bleiben.

Er hat vieles überlebt…

Flucht und fremd sein,

Gesegnet mit tiefer Ernsthaftigkeit und Liebe und vielleicht doch so ganz anders als andere Kinder… So wie wohl alle Kinder anders sind.

Habt ihr nicht gewusst, dass ich im Hause meines Vaters sein muss?

Ob er sich manchmal verloren gefühlt hat?

In dieser kleinen Welt seiner Familie? Seines Dorfes? Seiner Lehrer?

Ob sein großes weites Herz, dass so viel Liebe geben zu verschenken hatte, sich manchmal einsam erlebt hat, weil er andere nicht erreicht hat?

Aber vielleicht war sein Vertrauen auch immer größer. Vielleicht spürte er, aus diesem tiefen Gottes Samen in ihm heraus, wie seine Verbindung mit dem Leben, mit den anderen und mit sich einfach unverlierbar in ihm wohnte. Würde ist ihm verliehen, dem Gottesebenbild. Dem Gotteskind. Dem Menschensohn.

Vielleicht war so  er beseelt mit dem Atem des Lebens, mit dem Hauch der Gottesliebe, dass er sich unerschütterlich weiter durch sein Leben geliebt hat.

Verletzlich und berührbar. Weich geblieben in einer Welt, in der so viel hart war. Das war ja früher nicht besser.

Sein Anfang war wie dein Anfang, war wie mein Anfang. Aus einem Akt der Verbindung, bestenfalls der Liebe entstanden. Mit dem vollen Potenzial, seine Version des Mensch-seins zu leben.

Ein Kind wie Millionen, in die Härte der Welt geworfen, vorher und seitdem. Ein Kind, das zerbrechen kann, und  doch nicht zerbrochen ist.

In seiner Liebe mag ich mich bergen, wenn alles zu hart scheint. Wenn meine Liebe nicht reicht. Nicht für mich, und erst recht nicht für die anderen.

In seiner Liebe mag ich weiche Augen bekommen, mit denen ich die Welt wieder mit Staunen sehen kann.

In seiner Liebe erahne ich die Ernsthaftigkeit, die gleichzeitig leicht ist, weil sie um ihre Würde, um ihren Ursprung weiß.

In seiner Liebe muss ich nichts können, nichts wissen, nichts schaffen. Und gleichzeitig kann ich alles, weiß ich alles, schaffe ich, wozu ich herausgefordert bin, weil ich im Raum des Jetzt mit ihm bleibe. Jenseits von Gut und Böse, richtig und falsch. Moralischer Überlegenheit

Im Dazwischen des reinen Seins. Wo auch die anderen sein dürfen. Und es trotzdem gute Grenzen gibt.

Die Grenzen, die meine Werte ziehen.

Die Grenzen, die spüren, wo die Liebe aufhört und verloren zu gehen  droht. In uns,  zwischen uns.

Im Dazwischen, wo alles fühlbar ist. Und kein Gefühl schlecht. Und kein Gefühl das wichtigste. Sondern alle nur Zeichen-Geber für den Weg, oder Echos aus der Vergangenheit, oder eben einfach nur Gefühle.

Die ich beobachten kann, und würdigen für ihre Botschaft.

Um dann mit ihnen zu sein.

Und zu spüren, wie sie sich wieder verändern. Mit jedem Atemzug. Mit jedem Moment lebendig sein.

In seiner Liebe will ich bleiben, wenn ich alles andere loslassen muss. Wenn Abschied schmerzt oder unbekanntes mich ängstigt.

In seinem Menschsein will ich Mensch sein. In seinem Gottsein mich erinnern an meinen göttlichen Ursprung.

Gott der große Künstler hat ihn gemacht. Ist in ihm ganz lebendig.

Und in dir.

Und in mir.

Solange wir atmen.

Und den nächsten Schritt wagen.

Wohin auch immer

Mensch sein

Als Menschenkind geboren werden

Gottes Kind sein und bleiben

Zart, verletzlich, und ohne jeden Schimmer, wie das alles funktioniert.

Vielleicht ist sowas leben

Vielleicht ist Gott genau so

Und genau so mit uns auf dem Weg.

Gesegnete Weihnachten.