
Mabadiliko na wakati inayehesabia – Veränderungen und gezählte Zeit
Der Abschied war schwer. Die letzte Woche in Leganga war mein Herz voll Trauer, weil ich diese Menschen, die mir ans Herz gewachsen sind, nun loslassen muss, um den nächsten Schritt meiner Studienzeit zu gehen. Ich habe mein Abschiedsgeburtstagsfest gefeiert. Wurde beschenkt und habe Geschenke verteilt. Ich habe (am TAg vor der geplanten Abreise meine Pläne nochmal geändert, nachdem klar war, dass die Menschen, die ich in Moshi gern noch gesehen hätte, alle in den Tagen, wo ich hinwollte, gar nicht in Moshi waren, sondern in Dar Es Salaam. Dort wurde der bisherige Bischof von der ganzen Lutherischen Kirche, mein Freund Bischof Frederick aus Moshi aus seinem Amt verabschiedet und hat es an seinen Nachfolger (den ich ebenfalls von früher kenne) übergeben, Bischof Alex aus Dar es Salaam. Also habe ich nochmal drei Tage URRC draufgeschlagen und habe mir das Shuttle direkt aus Leganga nach Nairobi organisiert. Die drei Tage waren wichtig. Ich hab mit meinen Freunden und Freundinnen über den Abschied und den Schmerz gesprochen.
Und oft gehört, wie sie mich vermissen werden, weil wir uns schon so aneinander gewöhnt haben. Und das ist natürlich gleichzeitig wahr und Quatsch. Weil ich gerade mal ein paar Monate lang in ihrem Leben war und das jetzt – um eine Begegnung und ein paar schöne Erinnerungen reicher – erstmal ganz normal weiter gehen wird. Und weil andere Dinge und Ereignisse sich in den Fokus rücken werden. So wie das immer ist.
Und doch ist das „wir werden Dich vermissen“ ehrlich. So wie bei mir auch. Es ist eine Verbindung entstanden. In der ich einerseits – vielleicht ja auch mit Weißnasenbonus – ganz ich selbst bleiben konnte und gleichzeitig echter tiefer Kontakt möglich war. Etwas, was mir sonst manchmal ganz schön schwer fällt, weil die Erwartungen der Anderen (oder meine Fantasien über die Erwartungen der Anderen besser gesagt) mir oft schwer machen, einfach gut mit mir selbst in Kontakt zu bleiben. Und so ist dieser Abschiedsschmerz vielleicht ja noch viel mehr als das Ende dieser Verbindung mit den Menschen dort.
Denn irgendwie fühlt es sich an, als hätte dort ein Teil von mir aufgelebt, in seiner ganzen Fülle und Lebendigkeit, der sonst oft „gedämpfter“ bleibt. Dort in der Fremde hat diese Fremdheit eine herzliche Nähe erlaubt und ermöglicht, in der ich immer wieder tiefe Begegnungen erlebt habe und gleichzeitig ganz ich selbst geblieben bin. Und irgendwie fühlt sich das an, als trauere in mir eine Seite meiner Lebendigkeit, weil sie ahnt, dass sie in anderen Kontexten nicht so leicht und kraftvoll in mir Raum hat. Als müsste ein Teil von mir nach der Freiheit der großen Erlaubnis, einfach nur ich zu sein, nun wieder zurück in ein Raster und Netzwerk von Ansprüchen und Wünschen, denen ich genügen zu müssen scheine. Und obwohl ich rein kognitiv weiß, dass das alles nur in meinem Kopf ist, wirkt es sehr zuverlässig und beschneidet meine Lebendigkeit.
Und dazu kommt, dass es nun wieder neue Schritte geben wird, Veränderungen, wo ich noch nicht weiß, wie ich die neuen Kontexte meistere und ob ich in der Unsicherheit des Neuen gut klar kommen werde. Denn ich hab ja meine Routinen ausgebildet, meinen Plausch mit Miriam im Schneideratelier, ein kurzer Gruß an Abia den Schreiner und seinen Gesellen Senja, einmal kurz hier und dort den Kopf ins Büro stecken und einen Plausch halten, einen Tee im Café trinken oder das WLAN nutzen…. und nun geht es nach Kenia, an unbekannte Orte, mit unbekannten Herausforderungen und dann sogar weiter in den Kongo, wo es ja seit 27 Jahren, seit meinem Abschied von dort, nie wirklichen dauerhaften Frieden gegeben hat und die Menschen in großen Unsicherheiten überleben müssen. Es ist, als stünde mir wieder ein Wirbel von Eindrücken bevor, bevor ich wieder zurückkehre in die mir (vielleicht ja auch fremd gewordene) Vertrautheit des Oberbieberbaus und der deutschen wirklichkeit. Aber zurück zum Abschied.
Für meine Geburtstagsfete hab ich nochmal richtig Gas gegeben, nachdem wir das Fest auf Montag verschoben haben, weil einige am Sonntag nicht hätten kommen können, bin ich noch einmal zu einer kleinen Nachtschicht morgens um 5 in der Bäckerei erschienen und hab das ganze Wochenende vorher meine Die Feierkocherei vorbereitet: für ca. 25 Leute Chili con Carne und Hühnerfrikassee. Und dann in der Backstube dazu einen echten Zebrakuchen. Bei der Organisation haben mir die Frauen aus Gästehaus und Café geholfen. Es galt, Getränke zu bestellen, Reis zu kochen Teller und Geschirr rüber zu schleppen und letztendlich erlauben, dass die Feier im Café stattfindet, auch wenn es noch geöffnet ist.
Die Feier ist dann sehr tansanisch gewesen. fast alle kamen zu spät, es wurde zu Beginn gebetet und gesungen ( auch Happy Birthday), ich wurde – sehr gnädig nur mit einem Schüsselchen warmen Wasser anstatt des üblichen Eimer kalten Wassers übergossen und „gewaschen“, wie sich das wohl hier am Geburtstag gehört. Alle haben gegessen, der Kuchen (dreifache Menge vom Rezept) ist komplett verschwunden . Dann wurden feierlich Geschenke überreicht. mit Gesang und jubelschreien. und als ich danach die Geschenke, die ich von den gesammelten Spenden für die Arbeit in Café und Gästehaus besorgt hatte und die Bilder, die ich für beide Locations gemalt hatte ausgepackt habe, war der Jubel noch mal groß. Dann war kurz nach 6 und es blieben nurmehr mit Hilda und Vern, mit Mama Hosianna und ihrer belgischen Stiefmutter die Weissnasen und Weissnasengewohnten da und alle anderen waren fort.
Schliesslich kamen mit Levke und Lena noch zwei von den Freiwilligen, die ich bei der deutschen Adventsfreizeit kennengelernt habe und wir saßen zu dritt bei den Resten vom trockenen Baguette und Fanta bis halb neun in der Dunkelheit und haben uns gut unterhalten. So gab es dann schon noch etwas, was ich von meinen Deutschen Festen kenne: einfach miteinander ins Gespräch kommen und über das Leben und Gott und die Welt Gedanken und Erlebtes austauschen. Schade war nur, dass die Cafédamen um kurz nach 6 alle Essensreste weggeräumt haben und Lena und Levke nix mehr vom Festmahl abbekommen haben.
Ein gutes Abschiedsfest. Und viele Facetten meiner Zeit dort wurden noch einmal lebendig. Die Tage danach habe ich dann mit dem Vermeiden des Packens und dem doch packen müssen verbracht, mit dem Verteilen von noch mehr Geschenken, diesmal persönlicher, und mit all den Gefühlen, die das in mir ausgelöst hat. Und dann am Freitag, am letzten ganzen Tag, war es dann ok. Ich konnte loslassen, und annehmen, dass es jetzt weiter geht. Ich bin sehr dankbar, dass Mama Brian mir am frühen Abend noch geholfen hat, das Küchenchaos zu bändigen, damit wirklich alles in Koffern und Taschen landet, was mit soll und das andere gut verschenkt wird. denn gerade als alles einigermaßen verpackt war, war der STrom dann nochmal richtig heftig weg und die Nacht hat es ordentlich geregnet. ich hab nicht gut geschlafen. Doch so ist das an Reisetagen. Papa Brian kam wie besprochen um halb sieben, um die Koffer zum Tor zu schleppen. Das Shuttle kam um acht. und alle, die gesagt hatten, wir verabschieden uns morgen früh, sind nicht aufgetaucht, weil es ja heftig geregnet hat…. und irgendwie war das genau so richtig und passend.
Die Koffer sind natürlich viel zu schwer. Aber das ist nur teilweise schlimm, weil ich auf dem Rückflug eine größere Gepäckmenge mitnehmen darf.
Und ich freu mich auf die nächste Etappe. Denn ich hab mir zum Geburtstag noch einmal Tiere gucken gewünscht. Diesmal in Kenya in der Massai Mara. Und einige meiner Freunde und Freundinnen haben mir was in einen Spartopf getan, damit ich diesen Wunsch verwirklichen kann.
Darum war es dann beinahe Leicht, am Samstag in der Shuttle zu steigen, Tansania zu verlassen und nun zu schauen, wie es denn so in Kenia ist.
PS: da ich inzwischen im Kongo angekommen bin und das Internet ziemlich zickt, müsst ihr auf weitere Fotos noch etwas warten…